Die Helden und Monster in uns

Ein technikphilosophischer Blick auf „Iron Man“ und die „Avengers“

Am 24. April 2019 erscheint „Avengers 4: Endgame“ in den deutschen Kinos. Die Superhelden des Marvel-Universums haben sich zusammengeschlossen und kämpfen gemeinsam gegen die Feinde. Besonders spannend ist das Schicksal von Tony Stark (alias Iron Man), über das schon viel gemunkelt wird. Es lohnt sich, auch einmal einen technikphilosophischen Blick auf die bisherigen „Iron Man“- und „Avengers“-Filme zu werfen – ganz ohne Spoiler.

„Ich bin Iron Man.“ Mit diesem Satz bekennt sich Tony Stark, genialer Technik-Erfinder und Leiter von „Stark Industries“, zu seiner neuen High-Tech-Rüstung: ein fliegendes Roboter-Exoskelett, das ihm übernatürliche Fähigkeiten verleiht. Dieses Pressestatement wird zum Auftakt der Iron Man-Identität. Doch was hat es mit Iron Man eigentlich auf sich? Was verraten die Action- und Science-Fiction-Filmreihen „Iron Man“ (2008–2013) und „The Avengers“ (2012–2018) über uns selbst?

Wer oder was ist Iron Man?

Keine so leichte Frage. Immer wieder beharrt Stark darauf, dass Iron Man kein Roboteranzug, sondern er selbst Iron Man sei. Wenn der Junge Harley in Tennessee voller Begeisterung auf die Rüstung zeigt, entgegnet Stark:

 


Harley: Das – das ist – ist das Iron Man?

Stark: Genau genommen bin ich das.

(Iron Man 3)


 

Vom Senat wird Stark aufgefordert, die „Iron Man-Waffe“ an die Bevölkerung der USA auszuhändigen. Stark beschreibt sie als „High-Tech-Prothese“ und wehrt sich:

 


Stark: Ich bin Iron Man. Der Anzug und ich sind eins. Den Anzug auszuhändigen, hieße, mich selbst auszuhändigen, was gleichbedeutend wäre mit Sklaverei oder Prostitution – je nachdem in welchem Staat man ist.

(Iron Man 2)


 

Stark sieht die Rüstung als Teil seiner selbst, als Teil seines Körpers. Durch die Verbindung von Stark und Rüstung entsteht etwas Neues, erst so entsteht Iron Man. Hier wird deutlich, wie das Implementieren von Technologien in den menschlichen Körper unser Körper- und Selbstverständnis verändert. Auch am Filmende von „Iron Man 3“ heißt es:

 


Stark: Wenn ich ein Fazit ziehen soll, das zusammenfassen muss oder so, dann würde ich sagen, mein Anzug war nie eine Ablenkung oder ein Hobby. Er war ein Kokon. Und jetzt bin ich ein anderer Mensch. Selbst wenn man mir mein Haus und all mein Spielzeug wegnimmt, eins kann man mir nie mehr nehmen: Ich bin Iron Man.

(Iron Man 3)


 

Und dennoch sind Stark und Iron Man nicht identisch. Stark bleibt auch ohne die Iron Man-Rüstung eine eigenständige Persönlichkeit.

 


Captain America: Ein großer Mann in einer Rüstung. Lassen sie sie weg, was sind Sie dann?

Stark: Genie, Milliardär, Playboy, Philanthrop…

(Avengers 1)


 

Außerdem wird er in den Filmen durchgängig als Stark angesprochen. Ohne die Rüstung gibt es noch Tony Stark, aber ohne Tony Stark gibt es – für Stark zumindest – keinen Iron Man.     

    Die zweitweise Verschmelzung von Stark und Roboter ruft oft die Frage hervor, ob Stark ein Cyborg ist. „Cyborg“ als Akronym von „cybernetic“ und „organism“ bezeichnet die Verschmelzung von organischem und technischem Material, dessen Ausgangsgrundlage der Mensch ist (im Unterschied zum Androiden). Doch wo genau die Grenze zwischen Mensch und Cyborg zu ziehen ist oder welche technologischen Veränderungen Menschen zu Cyborgs machen, ist umstritten. Vielleicht würde sich Stark selbst als Cyborg bezeichnen. Da er die Rüstung aber problemlos ablegen kann und nicht dauerhaft mit ihr verschmilzt, ist die Bezeichnung „Cyborg“ meines Erachtens hier wenig zutreffend. Andere technikphilosophische Positionen dagegen gehen davon aus, dass wir Menschen bereits Cyborgs sind (z. B. Donna Haraway).

Was Technikmonster über uns verraten


Stark: Ein großer Mann hat einmal gesagt: Wir erschaffen unsere eigenen Dämonen.

(Iron Man 3)


Obwohl sich die „Iron Man“- und „Avengers“-Filme vordergründig um Superhelden drehen, verschwimmen die Grenzen zwischen heldenhafter Technik und monsterartiger Technik, die dem Menschen zur Gefahr wird. So kann die Iron Man-Rüstung in falschen Händen eine große Gefahr darstellen. Ivan Vanko erfindet eine ähnliche Rüstung und greift damit Menschen an. Selbst Stark treibt auf seiner Geburtstagsparty viel Unsinn mit der Iron Man-Rüstung und verliert die Kontrolle. Nicht nur der Iron Man-Anzug, sondern auch die Avengers werden von der Politik als gefährlich eingestuft. Zugegeben, Hulk ist Avenger-Held und Monster zugleich und ist selbst für seine Freunde eine Bedrohung. Besonders stark kommen die Monsterfantasien in den „Avengers“-Filmen zum Ausdruck, wo die Roboterarmeen der Feinde bestialischen Tieren oder Fabelwesen ähneln.

Jeffrey Jerome Cohen (1996) (Die Aussagen zur Monstertheorie in den nächsten beiden Absätzen beziehen sich auf Cohen (1996)) zeigt mit sieben Thesen zur „Monster Culture“ auf, wie die verschiedenen Monster in Literatur und Film Aufschluss über unsere Kultur geben. Sie ziehen sich schon seit der Antike durch die Geschichte (z. B. Zombies, Vampire, Werwölfe, Frankenstein, das Ungeheuer von Loch Ness, Hydra oder Skylla). Das Monster entpuppt sich als eine Projektion unserer Ängste und Sorgen, Begierden und Sehnsüchte. Es lebt in einer entfesselten Welt, ist nicht an die Gesetze von Raum und Zeit gebunden und entzieht sich unseren traditionellen Kategorien von Ethnie, Kultur, Geschlecht und Sexualität. Cohen bezeichnet dies als „ontologische Liminalität“ (1996: 6) des Monsters. Dabei bewacht es als eine Art Grenzwächter die Grenzen, die es selbst überschreitet: Es warnt die Zuschauer/-innen oder Leser/-innen davor, bei Grenzüberschreitung selbst zu Monstern zu werden, d. h. abstoßend und missgestaltet, unzivilisiert, animalisch und sexuell entartet, gefühlslos, ohne Tugend und geistige Stärke.

Dazu wird in den Körper des Monsters Differenz eingeschrieben: kulturelle, ethnische, geschlechtliche oder sexuelle Andersheit (z. B. weibliche böse, verführerische Monster in einer frauenfeindlichen Kultur; dunkelhäutige, unzivilisierte Monster, um sich von einem anderen Volk abzusetzen). Nicht selten hatten Monster in der Geschichte die Funktion, Herrschaft zu legitimieren, die Vertreibung eines Volkes zu rechtfertigen oder repressive Sexualmoral durchzusetzen. Sie müssen in dem historischen, sozialen, politischen und kulturellen Kontext untersucht werden, in dem sie entstanden sind. Auf diese Weise ist das Monster Kultur pur. Doch im gleichen Maße wie das Monster abstößt, zieht es auch an und wird Projektion von Begierden und Sehnsüchten (wie die Helden). Die entfesselte Welt des Monsters gibt Raum für gewaltvolle, sexuelle, unkonventionelle Fantasien, für die in der Gesellschaft kein Platz ist.

Während Stark und Dr. Bruce Banner mit künstlicher Intelligenz basteln, erschaffen sie versehentlich selbst ein Monster. Ultron wird im zweiten „Avengers“-Film zur großen Gefahr für die Menschheit. Welche Differenz wird in ihn eingeschrieben? Ultron ist so, wie man sich böse, verselbstständigte künstliche Intelligenz vorstellen könnte: ein dunkel gepanzertes, roboterartiges Technikmonster, von der Statur einem Menschen ähnlich, aber ohne organische Grundlage, das gefühlslos ist und ein Normen- und Wertesystem hat, welches nicht mit unserer Gesellschaft verträglich sind. Ist nicht auch Ultron ein unserer Kultur entspringendes Monster, das Grenzen bewacht? Es zeigt unsere Angst vor einer künstlichen Intelligenz, die sich der menschlichen Kontrolle entzieht und das Menschsein überwindet. Es warnt vor einer unpersönlichen, kriegerischen Roboterwelt ohne soziale Gemeinschaft und Natur. Unterstützt wird dies in den „Avengers“-Filmen durch viele posthumane Visionen.

Als Stark und Banner ein zweites Mal mit künstlicher Intelligenz experimentieren, gelingt es ihnen schließlich, den Androiden Vision zum Schutz der Menschheit zu erschaffen. Vision sieht einem Menschen viel ähnlicher als Ultron (z. B. Augen), ist liebesfähig (Beziehung mit Wanda Maximoff) und wird zum Helden, der sein Leben für die Menschen opfert. Untermalt wird dies mit bibelähnlichen Aussagen wie „Ich bin auf der Seite des Lebens“ (Avengers 2). Allen Ernstes zitiert Vision in der deutschen Version sogar Exodus 3,14:


Vision: Ich bin nicht Ultron, ich bin nicht J.A.R.V.I.S. Ich – bin – der – ich – bin. (Avengers 2)


Ethische Fragen

Monster fragen uns, warum wir sie erschaffen haben (Cohen 1996: 20). Die vielen Technikmonster unserer Zeit zeigen unsere Technikängste und -sehnsüchte, die sich übrigens nicht selten mit religiösen Vorstellungen überschneiden. Mit Monstern bewachen wir von uns selbst gesetzte Grenzen. Eine ethische Auseinandersetzung mit Technik muss sich der Frage widmen, welche Grenzen wir setzen wollen. Was ist das „Menschliche“, das wir so dringend vor Technikeingriffen bewahren wollen? An welchen Normen und Werten wollen wir uns orientieren? Wie viel und welche Technik wollen wir in den menschlichen Körper implementieren? Grenzziehungen sind wichtig, insofern sie Orientierung und Identität stiften sowie Handeln erst möglich machen. Aber die Untersuchung von Monstern kann uns auch dazu auffordern, unsere bisherigen Grenzziehungen zu hinterfragen. Technikmonster, die nicht mehr in unsere Kategorien von Ethnie, Kultur, Geschlecht und Sexualität passen, können ein Ansatzpunkt sein, unsere eigenen Kategorien offener zu denken.

Darüber hinaus berühren die „Iron Man“- und „Avengers“-Filme viele weitere ethische Fragen. Zum Beispiel ist „Stark Industries“ ein Rüstungsunternehmen, das Technik zur Waffenproduktion nutzt, bevor Stark dies einstellt. Ist der Iron Man-Anzug eine „Iron Man-Waffe“ oder eine „High-Tech-Prothese“, die Teil von Starks Person ist? Damit hängt die Frage zusammen, wer Zugang zu solchen Ausrüstungen haben sollte. Gehören sie dem Staat? Wir können darauf gespannt sein, welche philosophischen Fragen und Herausforderungen der neue „Avengers“-Film mit sich bringt.

Literaturempfehlungen:

Cohen, Jeffrey Jerome: Monster theory. Reading culture. Minneapolis 1996, besonders S. 3–25.

Graham, Elaine L.: Representations of the post/human. Monsters, aliens and others in popular culture. New Brunswick et al. 2002.

Ausschreibung: Freie Mitarbeit

Wissenschaftliche Begleitung des Entwicklungsprozesses sowie der Erprobungsphase eines Ethik-Guides im Rahmen des Forschungsprojekts „MeKriF“

Kontext der Ausschreibung

Das zem::dg begleitet das Forschungsprojekt „MeKriF – Flucht als Krise. Mediale Krisendarstellung, Medienumgang und Bewältigung durch Heranwachsende am Beispiel Flucht“ aus medienethischer Perspektive.

Ziel des Vorhabens MeKriF ist es, unterschiedliche Strategien von 10- bis 16-Jährigen zur Bewältigung des Themas Flucht in ihren medialen und sozialen Zusammenhängen zu eruieren und Ansatzpunkte herauszuarbeiten, wie die individuellen und gesellschaftlichen Ressourcen zur Bewältigung gestärkt werden können. Hierzu werden das Medienhandeln der Heranwachsenden und die von ihnen genutzten Medieninhalte analysiert; aus den Ergebnissen werden Handlungsempfehlungen für die journalistische und pädagogische Praxis abgeleitet. Die partizipative Entwicklung und Erprobung eines Ethik-Guides, der zur Orientierung professionellen Handelns von Journalist_innen und pädagogischen Fachkräften dienen soll, ist ein zentraler Bestandteil des Projekts.

 

Für die wissenschaftliche Begleitung dieses Entwicklungsprozesses sowie für die Erprobungsphase des Ethik-Guides sucht das zem::dg ab August/September Unterstützung durch eine/einen freie/n Forschungsmitarbeiter_in.

Aufgabengebiet

Das Aufgabengebiet umfasst die Unterstützung des zem::dg-Teams bei der Begleitung der Entwicklung und Erprobung des Ethik-Guides aus spezifisch (medien-)ethischer Perspektive. Die wissenschaftliche Begleitung dieses Prozesses hat das Ziel, exemplarisch die Perspektive der Anspruchsgruppen Jugendliche, Journalist_innen und Fachkräfte der Jugendarbeit in der Entwicklung aufzugreifen und die ggf. spezifischen Bedarfe der jeweiligen Gruppen in die Entwicklung und Erprobung einzubeziehen. Dies könnte z. B. auf die Notwendigkeit zielen, ethische Anregungen zum Umgang mit bestimmten Argumentationsmustern bereitzustellen. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung bei der Erstellung und Erprobung des Ethik-Guides sollen in einem Ergebnisbericht dokumentiert werden.

Profil
Sie haben erste oder sogar vertiefte Kenntnisse in den Bereichen „Medienethik“, „Ethikdidaktik“ sowie „Pädagogik“. Von Vorteil wären zudem erste Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie ein Interesse an ethischen Fragestellungen zum Thema „Flucht und Migration“ sowie dessen medialer Darstellung.

Zeitlicher Umfang und Vergütung
Die (medien-)ethische Begleitung der Entwicklung und Erprobung der Ethik-Guides findet im Zeitraum von August/September bis Ende Dezember 2019 statt. Der veranschlagte Zeitaufwand für die Projektunterstützung beträgt insgesamt ca. 160 Stunden, wobei die Einteilung der Arbeitszeit (mit Ausnahme der ethischen Begleitung während der Erprobungsphasen) flexibel möglich ist.

Die Unterstützung wird mit einem Gesamtbetrag von 3.000,- € vergütet, wobei evtl. anfallende Einkommenssteuern selbstständig abgeführt werden müssen. Die Anstellung für das Projekt erfolgt im Rahmen eines Werkvertrags, der mit der Hochschule für Philosophie München, unserer Trägerhochschule, geschlossen wird.


Wir freuen uns auf aussagekräftige Bewerbungen.

Bitte senden Sie Ihre Unterlagen bis zum 15. Juni an Susanna Endres (susanna.endres@zemdg.de). Für Rückfragen steht Ihnen Frau Endres sehr gerne zur Verfügung.

Call for Papers: „Digitale Menschheit“

Ethische Analysen und Antworten in einer Zeit der Transformation

Für die 56. Jahrestagung der Societas Ethica vom 27. bis 30. Juni 2019 können bis zum 1. April Beiträge zum Thema „Digitale Menschheit Ethische Analysen und Antworten in einer Zeit der Transformation“ eingereicht werden. Ziel der Tagung ist es die Herausforderungen der Ethik bezüglich der fortschreitenden Digitalisierung zu evaluieren. Dabei werden auch Fragen nach einer adäquaten Reaktion der Ethiker auf die tiefgreifenden individuellen, sozialen, politischen, ökonomischen, technologischen und wissenschaftlichen Transformationen behandelt. Das schließt mit ein, dass normative Ansätze eventuell revidiert oder weiterentwickelt, andere erst zur Anwendung kommen müssen.  Sind Begriffe und Konzepte mit denen traditionell Menschen beschrieben werden (z.B. Emotionen, Intelligenz) auf Maschinen anwendbar? Welche ethischen und rechtlichen Konzepte stehen im digitalen Zeitalter auf dem Spiel? Diese und weitere Fragen werden im Zuge der Tagung behandelt werden. 

Eingeladen sind Vertreter aus den verschiedensten Fachdisziplinen, einen Beitrag einzureichen. Mögliche Themen wären beispielsweise: Epistemologie, Kommunikation (einschließlich Journalismus und Sozialer Medien), Menschenrechte, Privatheit und Partizipation, etc.

Hinweise zur Einreichung:

Einreichungsfrist:
01.04.2019

Umfang:
Das Abstract soll nicht mehr als 800 Wörter umfassen.

Adresse:
Bitte senden Sie ihren Beitrag an galia.assadi@evhn.de mit dem Betreff „Societas Ethica 2019 Conference“.

Call for Papers für die Tagung „Flucht, Migration und Integration in den Medien“

Einladung

Einladung für Beiträge zur interdisziplinären Tagung des Forschungsprojekts „Flucht als Krise. Mediale Krisendarstellung, Medienumgang und Bewältigung durch Heranwachsende am Beispiel Flucht“, die das zem::dg aus medienethischer Perspektive begleitet. 

Themenschwerpunkte:

  1. Voraussetzungen der medialen Diskussion zu Flucht, Migration und Integration
  2. Inhalte, Formen und Verläufe der medialen Diskussion zu Flucht, Migration und Integration
  3. Rezeption, Aneignung und (Wechsel-)Wirkungen der medialen Diskussion zu Flucht, Migration und Integration

Wichtige Daten im Überblick:

Einreichung des Abstracts (mit Verlängerung): 12. Mai 2019

Tagung: 11. Juli – 13. Juli 2019

Tagungsort: Haus der Universität Düsseldorf

Mehr Informationen zur Tagung und zum Projekt:

 

Flucht, Migration und Integration dominieren seit einigen Jahren die öffentliche Debatte in Deutschland. Informationen über Fluchtursachen, über Chancen und Risiken der Migration, über Prozesse der Integration und über die Debatte selbst werden in klassischen Massenmedien und deren Online-Auftritten, aber auch in weiteren Online-Kanälen verbreitet, wie z. B. facebook oder YouTube. An der Debatte beteiligt sich eine Vielzahl an Akteuren – nicht nur Journalistinnen und Journalisten, auch politische Akteure, Aktivistinnen und Aktivisten aus zivilgesellschaftlichen Gruppen und Privatpersonen – darunter auch Kinder und Jugendliche. Mit Blick auf die mediale Diskussion stellen sich der Forschung viele relevante Fragen: Inwiefern wird die mediale Auseinandersetzung durch welche Akteure beeinflusst? Wie verläuft die mediale Diskussion zu diesem Themenbereich in verschiedenen Mediengattungen? Und wie beeinflussen sich wechselseitig die Einstellungen, das Wissen, die Emotionen und die Handlungen der Rezipientinnen und Rezipienten einerseits und die mediale Diskussion über Flucht, Migration und Integration andererseits?
Derartige Fragen sind Thema der Tagung „Flucht, Migration und Integration in den Medien“. Forscherinnen und Forscher aus den relevanten Fachgebieten sind eingeladen, sich mit theoretischen oder empirischen Vorträgen zu beteiligen. Der regionale und der zeitliche Kontext der Beiträge ist nicht auf Deutschland und nicht auf die Ereignisse der sogenannten Flüchtlingskrise der Jahre 2015/2016 begrenzt. Auch in methodischer Hinsicht wird ein breites Spektrum angestrebt.

Alle Vorträge sollen sich einem von drei Themenschwerpunkten zuordnen:

1. Voraussetzungen der medialen Diskussion zu Flucht, Migration und Integration

Dieser Schwerpunkt widmet sich den spezifischen Bedingungen, unter denen massenmediale Inhalte und „user-generated content“ in diesem Themenfeld entstehen. Es können zum Beispiel individuelle Motive, organisatorische Strukturen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen untersucht werden. Mögliche Fragen sind: Wie versuchen politische und zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure, die mediale Diskussion zu beeinflussen? Wie beeinflussen die Einstellungen von Journalistinnen und Journalisten deren Berichterstattung? Welche Motive haben Individuen, sich an der medialen (Online-)Diskussion zum Thema zu beteiligen? Wie beeinflussen die technischen Voraussetzungen unterschiedlicher Sozialer Netzmedien die Auseinandersetzung, etwa den Grad der Deliberation in den Diskussionen? Welche Rolle haben „Ethno-Medien“ bei der Integration von Geflüchteten? Wie werden Geflüchtete in den medialen Produktionsprozess eingebunden? Und welche Möglichkeiten haben unterschiedliche Gruppen (z. B. Kinder und Jugendliche oder Geflüchtete), die mediale Produktion und Diskussion zu beeinflussen?

2. Inhalte, Formen und Verläufe der medialen Diskussion zu Flucht, Migration und Integration

Zwar liegen einige Inhaltsanalysen zur Berichterstattung während der sogenannten Flüchtlingskrise vor. Aber noch sind viele Fragen offen, etwa wie in den einzelnen Mediengattungen (z. B. Radio) und Medienangeboten (z. B. für Heranwachsende) oder zu spezifischen Zeitpunkten (z. B. zu den Ausschreitungen in Chemnitz 2018) medial berichtet und (online) diskutiert wurde. Mögliche Fragen von Vorträgen sind: Welche Themenschwerpunkte werden in den Massenmedien und Sozialen Netzmedien gesetzt? Wie framen verschiedene Akteure ihre Botschaften? Auf welche Narrative wird zurückgegriffen? Inwiefern hat die sogenannte Flüchtlingskrise die Berichterstattung zu Flucht, Migration und Integration insgesamt verändert? Welche Nachrichtenfaktoren dominieren die mediale Diskussion? Inwiefern unterscheidet sich das Wording von politisch profilierten Gruppen und Medien voneinander? Wie wird satirisch mit dem Thema umgangen? Welche Meme zu diesem Thema kursieren im Netz?Welche Merkmale haben die Beiträge, die im Internet am meisten verbreitet werden? Wie wird in Medienangeboten für Heranwachsende berichtet? Und wie diskutieren Heranwachsende online über das Thema?

3. Rezeption, Aneignung und (Wechsel-)Wirkungen der medialen Diskussion zu Flucht, Migration und Integration

Vorträge zu Rezeption, Aneignung und (Wechsel-)Wirkungen medialer Information können auf der Mikro-, Meso- oder Makroebene angesiedelt sein. Mögliche Fragen sind demnach: Wie beeinflussen einander die mediale Diskussion über Flucht, Migration und Integration einerseits und die Einstellungen, die Vorstellungen, die Emotionen und die Handlungen der Rezipientinnen und Rezipienten andererseits? Wie verändern sich die Routinen medialer oder auch politischer Organisationen im Verlauf der öffentlichen Debatte? Welchen Einfluss haben sogenannte Fake News auf das gesellschaftliche Klima oder das Vertrauen in politische und journalistische Akteurinnen und Akteure? Wie eignen sich Mediennutzerinnen und -nutzer mediale Berichte an, insbesondere Geflüchtete und Heranwachsende? Welche Bewältigungsstrategien entwickeln sie?


Praktische Hinweise:

Vortragsvorschläge (für Präsentationen von 15–20 Minuten) bitten wir als Extended Abstracts mit Angabe des jeweiligen Schwerpunkts einzureichen.

Der Umfang beträgt 800 bis 1.000 Wörter exklusive Literaturverzeichnis, Tabellen, Abbildungen und Titelblatt.

Abgabetermin (mit Verlängerung) für die Einreichung der Abstracts ist der 12. Mai 2019.

Die Einreichung soll zwei separate Dateien umfassen: Abstract und Titelblatt. Bitte senden Sie beide Dokumente als Word-Dateien (*.docx) an:
flucht-in-den-medien@uni-duesseldorf.de 

Für empirische Beiträge ist zu beachten, dass die Ergebnisse im Abstract in den Grundzügen dargelegt werden sollen. Empirische Einreichungen, die lediglich eine Vorausschau auf erwartete, aber noch nicht vorliegende Befunde enthalten, werden nicht in den Begutachtungsprozess einbezogen. Um eine anonymisierte Begutachtung der Einreichung zu gewährleisten, sind alle Angaben zu entfernen, die zu einer Identifizierung der Autorin/des Autors im Textdokument oder den Meta-Daten führen könnten.

Die Vorschläge werden in einem Double Blind Peer Review begutachtet. Für die Auswahl der Beiträge gelten sechs Kriterien: (1) Bezug zum Tagungsthema; (2) Relevanz der Fragestellung; (3) theoretische Fundierung; (4) Angemessenheit der Methode/Vorgehensweise; (5) Originalität der Studie; (6) Klarheit und Prägnanz der Darstellung. Besondere Berücksichtigung finden Beiträge, die Kinder und/oder Jugendliche in die Fragestellung einbeziehen.

Die Ergebnisse des Begutachtungsverfahrens werden bis Anfang Juni 2019 bekannt gegeben. Positiv begutachtete Beiträge werden auf der Tagungswebsite dokumentiert, und zwar in Form von Abstracts sowie ggf. ergänzenden Videoaufzeichnungen der Vorträge, Foliensätzen oder Vortragsmanuskripten.

Informationen zur Tagung:  https://mekrif.jff.de/veranstaltungen/details/tagung-flucht-migration-integration/

Rahmendaten:

Veranstalterin und Veranstalter:

11. Juli 2019 – Get together (ab 18:30 Uhr)
12. Juli 2019 – Tagungstag (inkl. gemeinsamem Abendessen) 
13. Juli 2019 – Tagungstag (Ende voraussichtlich gegen 14 Uhr) 

Koordination, Organisation und Kommunikation

Ole Kelm, M.A.: ole.kelm@uni-duesseldorf.de 

Dr. Niels Brüggen

Prof. Dr. Alexander Filipović

Prof. Dr. Gabriele Hooffacker

Prof. Dr. Gerhard Vowe

Papst Franziskus: mehr Menschlichkeit in den Sozialen Netzwerken!

Papst Franziskus (2015) Quelle: Von Casa Rosada (Argentina Presidency of the Nation), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41540543

Ende Januar jeden Jahres lassen die Päpste ihre Medienbotschaft veröffentlichen. Das geschieht schon seit über 50 Jahren, seit dem Ende des 2. Vatikanischen Konzils (1966). Ein Grundtenor dieser Briefe: Damit Medien wirklich „soziale Kommunikationsmittel“ werden, wie kirchliche Dokumente sie nennen, muss es in ihnen eine Kultur des Respekts und des gegenseitigen Verstehens geben, müssen ihre sozialen Potentiale genutzt werden – nicht nur von den Journalisten und Medienorganisationen, sondern auch vom Publikum.

Im Gottesdienst verlesen – oder wenigstens als Drucksache aufgelegt – werden soll diese Botschaft jeweils am „Welttag der sozialen Kommunikationsmittel“. In Deutschland ist dieser Welttag auf den zweiten Sonntag im September festgesetzt. Er findet dort freilich kaum Aufmerksamkeit, nicht nur weil die Seelsorger*innen gerne sich selber predigen hören. Schade eigentlich, denn die ca. drei Seiten langen Medienbriefe der Päpste sind es wert, wahrgenommen zu werden.

Papst Franziskus hat seit 2014 insgesamt sechs solcher Medienbriefe verfasst. Auch wenn daran wohl der vatikanische Medienrat mitformuliert haben mag, erkennt man in ihnen die großen Themen des gegenwärtigen Papstes: Kommunikation als Mittel zur Überwindung von Spaltung und Ausgeschlossensein (2014); die Familie als „der erste Ort, wo wir lernen zu kommunizieren“ (2015); die Rolle von Barmherzigkeit in der Kommunikation (2016); die Bedeutsamkeit auch von guten Nachrichten (2017); der Umgang mit Fake News und die Notwendigkeit eines Friedensjournalismus (2018).

In einem kurzen Beitrag, der auf der Internetseite der Zeitschrift Communicatio Socialis erschienen ist und aus dem obiger Ausschnitt stammt, gibt Rüdiger Funiok ausführliche Hintergrundinformationen zu den Medienbriefen des Papstes.

Veranstaltungstipp: Digitalisierung und Demokratie – mit M. Beckedahl und K. Zweig

Die Digitalisierung fordert die Demokratie in vielfacher Weise heraus: Einerseits verschärft sich der Ton politischer Kommunikation, andererseits eröffnen sich neue Formen der politischen Beteiligung.Zudem zeigt die Digitalisierung sehr deutlich, dass die Demokratie heute in globalen Zusammenhängen agieren muss. Was bringt die Digitalisierung für die Demokratie – ist sie ein Fluch oder ein Segen?

Protagonisten des Abends sind Markus Beckedahl, Begründer des Blogs “netzpolitik.org” und Prof. Dr. Katharina Zweig von der TU Kaiserslautern. Die Diskussion wird von Prof. Dr. Alexander Filipović, Leiter des zem::dg, moderiert. Die Veranstaltung zum Thema “Digitalisierung und Demokratie” findet im Rahmen der Reihe “Die Zukunft der Demokratie” statt.

Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist über die Seite der evangelischen Stadt-Akademie München über nachfolgenden Link möglich.

Alle Daten im Überblick:

Wann? 
Di, 22.01.19, 19:00 Uhr

Wo? 
In der Aula der Hochschule für Philosophie, Kaulbachstr. 31a, 80539 München

Kosten?
8,00 € / 7,00 € erm.

Der Abend wird gestaltet von:

Foto: Marion Meyerolbersleben, FAU

Prof. Dr. Alexander Filipović

ist Kommunikations- und Medienethiker. Er ist Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München. Er ist neben Prof. Dr. Klaus-Dieter Altmeppen Leiter des zem::dg.

Foto: Von Thomas Koziel / TUJulia, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49922798

Prof. Dr. Katharina Zweig

Professorin für Informatik, Analyse komplexer Netzwerke und Algorithmenethik, TU Kaiserslautern. Sie ist zudem Mitbegründerin von Algorithm Watch.

Foto: Von re:publica/Fischer - #rpTEN - Tag 1, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62488090

Markus Beckedahl

Netzpolitischer Aktivist und Journalist, Begründer und Chefredakteur des Blogs Netzpolitik.org, der 2014 mit dem Grimme-Award ausgezeichnet wurde.

Stellenangebot: Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in (Teilzeit 65 %)

Der Lehrstuhl Medienethik (Prof. Dr. Alexander Filipović) an der Hochschule für Philosophie München sucht für ein Forschungsprojekt zum Thema „Digitalisierung – Gesellschaft – Politik. Wie verändert digitalisierte Kommunikation unsere Gesellschaft?“ zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n

Wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in (Teilzeit 65 %)

Die Stelle ist auf zwei Jahre befristet. Die Vergütung erfolgt gemäß ABD EG 13 (Arbeitsvertragsrecht der Bayerischen Diözesen, angelehnt an TVöD). Im Falle einer Promotion besteht bei Bedarf die Möglichkeit, anschließend ein einjähriges Stipendium für deren Abschluss zu beantragen.

Diese Anzeige wurde veröffentlicht am 23. November 2018.

Ihre Aufgaben

Sie bearbeiten (vorzugsweise in einer Promotion an der Hochschule für Philosophie) das Forschungsthema „Digitalisierung – Gesellschaft – Politik“. Im Projekt soll die Situation der Digitalität der öffentlichen Kommunikation (Daten, Algorithmen, KI, Distributionsmechanismen) aus einer integrierten Perspektive sozialphilosophisch-ethisch analysiert werden, und dabei vor allem der Einfluss der rapiden Veränderungen von Medien und Technologie auf unsere Gesellschaft. Ziel ist es unter anderem, Herausforderungen für die politische Gestaltung zu identifizieren und ethische Maßstäbe dafür zu begründen. Konkret geht es um zwei Fragen: Wie verändert digitalisierte Kommunikation unsere Gesellschaft und welche Maßgaben können die politische Gestaltung der Digitalisierung in Europa anleiten? 

Für diese Aufgabe erhalten Sie umfassende interne Einblicke in ein großes deutsches Medienunternehmen und haben die Gelegenheit, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis hin zum Vorstandsvorsitzenden zu sprechen. Unter anderem erhalten Sie Einblick in die realen Möglichkeiten datengestützter Ökonomie.

Durch die Sachverständigen-Tätigkeit von Alexander Filipović in der Enquete-Kommission des Deutschen Bun-destages zum Thema „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ (2018-2020) besteht die Möglichkeit, diese Erkenntnisse direkt für die Politikberatung zu nutzen. Die Zuarbeit und Assistenz von Alexander Filipović für diese Tätigkeit ist daher ein wichtiger weite-rer Aufgabenbereich der Stelle.

Ihr Profil

Sie sind in der Lage, eine ethisches, politisch-theoretisches und sozialwissenschaftliches Forschungsprojekt eigenständig zu entwickeln und zu bearbeiten. Sie verfügen über einen ausgezeichneten (Master-) Abschluss in Philosophie mit dem Schwerpunkt (Angewandte) Ethik (Bereich Technik). Oder Sie haben einen ausgezeichneten Abschluss in Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft oder einer anderen einschlägigen Wissenschaft und haben darüber hinaus vertiefte philosophische Kenntnisse (vor allem im Bereich Ethik).

Sie sind offen und es fällt Ihnen leicht, mit Menschen in verantwortungsvollen Positionen in Kontakt zu treten. Sie arbeiten genau, schnell und mit großem Einsatz und können regelmäßig an Ihrem Dienstort München prä-sent sein. Idealerweise haben Sie journalistische Erfahrung.

Unser Angebot

Die Hochschule für Philosophie München ist eine staatlich anerkannte Universität in Trägerschaft des Jesuitenordens. Ihr Angebot grundständiger Studiengänge für Philosophie (Bachelor, Master, Promotion) sowie weiterbildender Studiengänge u.a. in Interkultureller Bildung und Ethik wird von etwa 500 Studierenden unterschiedlichen Alters sowie diverser Nationalitäten und Kulturen genutzt.

Sie erwartet eine verantwortungsvolle Aufgabe in einer kleinen, ebenso traditionsreichen wie dynamischen Hochschule im Herzen von München mit weit reichenden Gestaltungsmöglichkeiten.

Bitte senden Sie Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen als PDF-Dokument in einer Datei per E-Mail unter Angabe der Stellenbezeichnung an medienethik@hfph.de. Rückfragen zum Profil der Stelle richten Sie ebenfalls an diese Adresse.

Ausschreibung für das Interdisziplinäre, kooperative Promotionskolleg „Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert“

Das von der Katholischen Stiftungshochschule München, der Hochschule für Philosophie München und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im Rahmen der Kooperationspartnerschaft Katholische Hochschulen in Bayern getragene Promotionskolleg vergibt zum 01.04.2019 bis zu zehn Promotionsstipendien. Die finanzielle Förderung erfolgt durch die Hanns-Seidel-Stiftung e.V. Die zu vergebenden Stipendien werden aus Mitteln des BMBF finanziert, die den dreizehn bundesweit arbeitenden Begabtenförderwerken zur Unterstützung ausgezeichneter und gesellschaftlich engagierter Doktoranden zur Verfügung gestellt werden.

Bewerben – aber wie?

Für die Bewerbung sind folgende Unterlagen in einem PDF-Dokument einzureichen:

  • Ein Motivationsschreiben (max. 2 Seiten)
  • Lebenslauf
  • Zeugnisse
  • Ein Kurzexposé für die Dissertation: ca. 5 Seiten plus einem Abstract von ca. 250 Wörtern und Literaturangaben
  • ggf. Nachweis hinreichender Deutschkenntnisse

Bewerbungen für das Promotionskolleg senden Sie bitte in einem PDF-Dokument bis zum 14. Januar 2019 mit dem Betreff „Bewerbung KHB Promotionskolleg 2019“ elektronisch an:

promotionskolleg2019@hfph.de

Thematisch fokussiert das Promotionskolleg Fragestellungen zu Werteorientierung und Menschenbild für das 21. Jahrhundert. Skizzen für Promotionsprojekte können zu folgenden vier Themenfeldern eingereicht werden:

  • Ethik der Globalisierung
  • Mensch und digitale Gesellschaft
  • Befähigung und Care in sozialer Verantwortung
  • (Trans-)kulturelle Bildung

Die Ausschreibung richtet sich vorzugsweise an Absolventinnen und Absolventen geistes-, kultur-, bildungs-, gesundheits- und sozialwissenschaftlicher Studiengänge. Ausdrücklich sind auch Absolventinnen und Absolventen von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zur Bewerbung eingeladen. Die Betreuung erfolgt im Tandem zweier Professorinnen/Professoren der beteiligten Hochschulen. Das Promotionskolleg arbeitet auf Deutsch, die Dissertation kann auch in englischer Sprache eingereicht werden.

 Weitere Informationen zum Promotionskolleg und Details zur Bewerbung erhalten Sie unter: 

Veranstaltungstipp: Kulturbrüche – Ethische Überlegungen in einer digitalisierten, alternden und postmigrantischen Gesellschaft

Vortrag im Rahmen des Auftakts des Promotionskollegs „Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert“

Regina Ammicht Quinn, Prof. Dr., ist Sprecherin des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen und Direktorin des Zentrums für Gender und Diversitätsforschung (ZGD) der Universität Tübingen.
Studium der Katholischen Theologie und Germanistik; Promotion zur Ethik der Theodizeefrage, Habilitation zu Körper, Religion und Sexualität. Von Februar 2010 bis Mai 2011 Staatsrätin für interkulturellen und interreligiösen Dialog sowie gesellschaftliche Werteentwicklung als parteiloses Mitglied der Landesregierung von Baden-Württemberg.

Wir leben in einer Zeit der Umbrüche: Die Digitalisierung sorgt für immense Veränderungen in nahezu allen Lebensbereichen. Arbeit 4.0, Smart Home und digitale Stadtplanungen zeugen von den (technischen) Umwälzungen. Zugleich scheint die Welt ein Stück weit kleiner geworden zu sein – das Stichwort „Globalisierung“ hat durch die digitale „Revolution“ nochmals an Bedeutung hinzugewonnen und wird durch aktuelle Migrationsbewegungen und die damit einhergehenden Debatten rund um „Flucht“ und „Flüchtlingskrise“ für nahezu jeden hautnah erlebbar.

Gerade – aber nicht nur – der letztgenannte Aspekt und die hiermit einhergehenden Kontroversen machen deutlich, welche Ängste Situationen des Umbruchs hervorrufen: Die Angst, Liebgewonnenes, Vertrautes zu verlieren. Die Angst, vor dem unbekannten Fremden und dem Verlust der eigenen „kulturellen Identität“.

Was aber ist Kultur? Was ist „unsere Kultur“? die „westliche Kultur“? das „christliche Abendland“?

Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn, Sprecherin des des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen und Direktorin des Zentrums für Gender und Diversitätsforschung (ZGD) der Universität Tübingen wird zum Auftakt des Promotionskollegs „Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert“ eben diesen Fragen anhand der Geschichte und mithilfe von Geschichten und Werten, die ein traditionelles Konzept von Kultur geprägt haben, nachgehen.  

Ein solches Konzept von Kultur versucht, vertraute und gewohnte Ordnung zu schaffen oder aufrecht zu erhalten. Dass Kulturbrüche ihren eigenen Wert haben, sollte hierbei jedoch nicht ausgeblendet werden: Zwar gehen sie mit Unsicherheit und Sorge einher, zugleich sind sie aber nötig, um im Denken und im Leben neue Möglichkeitsräume entstehen zu lassen.

Promotionen zum Thema

Mit den ethischen Implikationen kultureller Umbruchsituationen befassen sich auch einige Promotionen, die im Rahmen des Promotionskollegs „Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert“ entstehen. Als interdisziplinäres Forum unterstützt das Promotionskolleg als Kooperationsprojekt der Katholischen Hochschulen in Bayern (in dessen Kontext auch das zem::dg zu verorten ist) Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bei ihren Doktorarbeiten zu aktuellen und klassischen Problematiken der Wertorientierung und Wertebildung. Die konkreten Themen reichen von Transhumanismus und Pflegeethik bis hin zu ethischen Herausforderungen des autonomen Fahrens. Die Hanns-Seidel-Stiftung fördert das Promotionskolleg. In einer Posterausstellung, die im Rahmen des Empfangs zur Auftaktveranstaltung zu besichtigen ist, wird über die konkreten Promotionsthemen im Detail informiert.

 

Die Veranstaltungsdaten im Überblick:

Wann? Mittwoch, 7.11.2018, 19.00 Uhr 

Wo? Aula der Hochschule für Philosophie München (Kaulbachstraße 31, München)

Download: Veranstaltungsflyer

Einführung von zem::dg-Leiter Alexander Filipović

Prof. Dr. Alexander Filipoivić, Leiter des zem::dg und Co-Sprecher des wissenschaftlichen Leitungskreises des Kollegs, führt nach den Grußworten der Präsident_innen der Hochschulen, Prof. Dr. Gabriele Gien, Prof. Dr. Hermann Sollfrank und Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher sowie der Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. Staatsministerin a. D. Prof. Ursula Männle in den Abend ein.

Tagungshinweis: Skizzen einer Theologie des Digitalen

Die Veranstaltungsdaten im Überblick:

Wann? Sa 3. November 2018, 10:00-16:30 Uhr

Wo? Haus am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main

Weitere Infos & Anmeldung unter: https://hausamdom-frankfurt.de/beitrag/311-skizzen-einer-theologie-des-digitalen/

Welche Herausforderungen birgt die Digitalisierung für die Theologie? Und welche Positionen und Antworten kann die Theologie hierauf finden?

Diesen Fragestellungen geht der Thementag „Skizzen einer Theologie des Digitalen auf den Grund. Der Thementag findet am 3. November 2019 im Haus am Dom in Köln statt.

Nähere Informationen zur Veranstaltung – aus dem Veranstaltungsflyer:

Die Digitalisierung unserer Gesellschaft stellt auch die Theologie vor Heraus­forderun­gen. Dabei greift die reine Ausrichtung auf eine Medien­ethik zu kurz, da hier Theologie in Gefahr gerät, zu einer Lieferantin von ethischen Orientierungen reduziert zu werden. Stattdessen muss es um eine theologische Reflexion der „Kultur der Digitalität“ gehen, die Fragen nach der Anthropologie und Subjektivität der Digitalisierung zu beantworten vermag. Eine Theologie des Digitalen darf sich nicht scheuen, Kernfragen wie die Frage nach der Ungreifbarkeit Gottes in den Mittelpunkt zu rücken und muss sich letztendlich der Wahrheitsfrage bzw. der Rolle von Angst und Vertrauen in Zeiten der Digitalisierung stellen.

Referentinnen und Referenten:

  • Kerstin Heinemann, Referentin für Social Media, JFF, München
  • Mara Fessmann, Bloggerin, Frankfurt
  • Prof. Andreas Büsch, Mainz 
  • Prof. Dr. Wolfgang Beck, Frankfurt 
  • Prof. Dr. Bernd Trocholepczy, Frankfurt 

Moderation
Joachim Frank
Hannah Ringel
Prof. Dr. Joachim Valentin