Rückblick: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk – Chancen und Risiken in der digitalen Welt

Am 27. Juni 2023 hat acatech in Kooperation mit dem zem::dg eine Podiumsdiskussion zu den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk an der Hochschule für Philosophie München (HFPH) veranstaltet. Diskutiert wurde u. a. über die Neuorganisation redaktioneller Produktionsprozesse, um auch digitale Plattformen zu bespielen, über die fortlaufende Entwicklung neuer digitaler Formate, insbesondere mit Blick auf junge Zielgruppen, bis hin zu Strategien für die Verbreitung von Inhalten auf Social-Media-Plattformen von Drittanbietern.

Nach einer Begrüßung von Prof. Dr. Johannes Wallacher, Präsident der HFPH, diskutierten unsere Co-Leiterin Prof. Dr. Annika Sehl, Prof. Dr. Christoph Neuberger von der Freien Universität Berlin, Stefan Primbs Redakteur und Social Media Experte des Bayerischen Rundfunks und Bianca Taube von der Produktionsleitung der News-WG vom Bayerischen Rundfunk. Moderiert wurde die Veranstaltung von unserer Co-Leiterin Prof. Dr. Claudia Paganini.

Stefan Primbs, Redakteur und Social Media Experte, Bayerischer Rundfunk
Bianca Taube Produktleitung News-WG, Bayerischer Rundfunk

Unterschiedliches Nutzungsverhalten

Als spannendes Praxis-Beispiel für die Aktivitäten des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf Social Media diente u. a. die News-WG des Bayerischen Rundfunks. Als eine Herausforderung wurde die verkürzte Aufmerksamkeitsspanne des Publikums auf digitalen Plattformen diskutiert. Stefan Primbs erklärt das wie folgt: „Online haben wir eine andere Nutzungshaltung: Da geht es oft eher um schnelle Information und weniger um Hintergründe und atmosphärische Erzählweisen.“ Umgekehrt biete gerade das Netz User:innen auch die Option, Themen, die sie interessieren auf eigene Faust zu vertiefen: „Wenn das Interesse stark genug ist, haben User:innen auch auf digitalen Plattformen die Möglichkeit Themen ausführlich zu vertiefen. Z. B. über Verlinkungen zu anderen Öffentlich-rechtlichen-Inhalten auf eigenen Plattformen wie BR24 oder der Mediathek.“

Der Fokus der News-WG liegt deshalb in erster Linie darauf, Hintergründe aufzuzeigen, wie Bianca Taube deutlich macht: „Wir sind kein News-Ticker. Unser Ansatz ist es, Verstehen zu schaffen und Hintergründe zu erklären.“ Wichtig dabei: Das Format widmet sich nicht nur Themen, die besonders viele Klicks verheißen – vielmehr geht es auch darum, den Blick zu weiten, wie die Produktionsleiterin des Instagram-Kanals betont: „Wir widmen uns in der News-WG auch Themen, die zwar ‚sperrig‘ aber trotzdem wichtig sind. Das ist teil unseres Bildungsauftrags.“

Unterschiedliche Zielgruppen

Eine Chance digitaler Plattformen ist es, dass sie es ermöglichen verschiedene Zielgruppen anzusprechen. Insbesondere auch jüngere Menschen können über Social Media erreicht werden. Dies erscheint umso wichtiger, da diese Zielgruppe in der Vergangenheit vom Öffentlich-rechtlichen Rundfunk eher vernachlässigt wurde, wie Prof. Dr. Christoph Neuberger darlegt. Aktuell befänden wir uns in einer Umbruchphase:  Die alten Medien bestehen neben den neuen Plattformen weiter. Beide ergänzen einander und haben ihre Berechtigung.“

Zugleich gelte es jedoch zu berücksichtigen, dass die zunehmende Anzahl unterschiedlichster Ausspielwege und Plattformen auch sehr ressourcenintensiv ist. Nicht nur weil analoge und digitale Medien gleichermaßen bedient werden müssen, sondern auch, weil die Anzahl digitaler Plattformen zunehme, wie Prof. Dr. Annika Sehl erklärt: „Die Diversifizierung der möglichen Ausspielplattformen stellt den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit Blick auf Ressourcen vor Herausforderungen: Wir sehen daher eine Schwerpunktsetzung, z. B. nur ausgewählte Socia Media Plattformen zu bespielen oder andere zu automatisieren.“ Doch auch wenn die Pflege und nicht zuletzt auch die Moderation auf Social Media Plattformen zeit- und arbeitsintensiv ist, lohne sich ein entsprechendes Unterfangen: „Indem man den Dialog auf Social Media-Plattformen stärkt, können mehr Menschen gehört werden, deren Meinungen und Erfahrungen dann in den Journalismus zurückfließen können.“

Prof. Dr. Christoph Neuberger Freie Universität Berlin und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft
Prof. Dr. Annika Sehl Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt und Co-Leiterin des Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft (zem::dg)

Zunehmende Bedeutung des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Ein Konsens der Podiumsdiskussion ist, dass die gesellschaftliche Bedeutung des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks – trotz der teilweisen durchaus berechtigten Kritik – gerade unter digitalen Bedingungen weiter zunimmt. Prof. Dr. Annika Sehl veranschaulicht dies eindrucksvoll mit Verweis auf die Herausforderungen, die beispielsweise durch den Einsatz von KI im Medienbereich einhergehen: „Wir sehen aktuell, dass bereits erste Radiosender weitgehend von KI produziert und sogar moderiert werden sollen. Eine KI wertet aber nur Informationen aus vorhandenen Datenquellen aus. Im ÖRR sind die Ressourcen für eigene, auch umfassende Recherchen. Das kann einen gewichtigen Gegenpol setzen.“ Wie wichtig intensive Recherche und klassisches journalistisches Handwerk ist, verdeutlicht Prof. Dr. Christoph Neuberger mit Blick auf KI in der Textproduktion: „ChatGPT ist mit Blick auf Quellentransparenz und andere Qualitätskriterien im Journalismus für die Praxis untauglich.“

Alle Bilder Copyright © acatech/C. Strauß

Rückblick: Polarisierte Debatten. Was soll Journalismus leisten?

Was soll Journalismus angesichts aufgeheizter Diskussionen und verhärteter Fronten bei polarisierenden Themen wie Klima-Aktivismus, LGBTQ, Flucht und Migration oder Geschlechtergerechtigkeit leisten? Dieser Frage ging unsere Podiumsdiskussion „Polarisierte Debatten. Was kann Journalismus leisten“ am 12. Juni nach. Die Veranstaltung bot eine Plattform für eine spannende Diskussion über die Rolle des Journalismus angesichts kontroverser Themen und den damit verbundenen Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Professorin Dr. Sonja Kretzschmar von der Universität der Bundeswehr München moderierte die Diskussion und verwies dabei auf die Relevanz, die eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Themen hat. Diese wurde auch in den Statements der Expert:innen auf dem Podium deutlich spürbar. Hier trafen nicht nur unterschiedliche Fachbereiche, sondern auch verschiedene Erfahrungswelten aufeinander.

Prof. Dr. Sonja Kretzschmar (rechts) moderierte die Veranstaltung. Prof. Dr. Annika Sehl (zweite von rechts) ordnete den Polarisierungsbegriff ein.

Vielfalt im Diskurs als Chance

Dass gerade eine solche Vielfalt im Diskurs auch eine Chance sein kann, erklärte Professorin Dr. Annika Sehl von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in ihrem Eingangsstatement: „Die ideologische Polarisierung ist ein grundlegender Bestandteil pluralistischer demokratischer Systeme.“ In diesem Sinne sei sie für einen lebendigen Meinungsaustausch in einer demokratischen Gesellschaft sinnvoll und notwendig. Allerdings könnten mit ihr auch negative Effekte einhergehen. „Normativ problematisch dagegen ist die affektive Polarisierung. Diese beschreibt eine zunehmende Abneigung gegenüber Personen oder Personengruppen, die andere Positionen vertreten“, erläuterte die Kommunikationswissenschaftlerin. Dies könne als Herausforderung für den Journalismus gewertet werden. So ermögliche dieser einerseits Zugang zu verschiedenen Positionen in Debatten und fördere damit im idealen Fall die demokratische Meinungs- und Willensbildung, doch ein zu starker Fokus auf entsprechende Konflikte und Spannungen könne auch eine weitere Polarisierung im Publikum begünstigen. Was bedeutet dies für die journalistische Praxis? Sehl empfiehlt in solchen Fällen über eine lediglich neutral darstellende Berichterstattung hinauszugehen: „Gerade bei sehr komplexen Themen scheint es geboten, die vorliegenden Informationen und Positionen stärker kontextuell einzuordnen, zu bewerten und zu interpretieren.“

Prof. Dr. Elisabeth Kals (rechts) betonte die Bedeutung einer Psychologie der Verständigung im Diskurs.

Basiskompetenz in polarisierten Debatten: Psychologie der Verständigung

Für einen primär vermittelnden Ansatz setzte sich auch die Psychologin Professorin Dr. Elisabeth Kals von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ein. Sie betonte, dass in konfliktreichen Diskurssituationen der erste Schritt zur Deeskalation erst einmal sei, zuzuhören und wertzuschätzen, was der Andere denn überhaupt zu sagen habe und dies zu verstehen. Dies sei uns eigentlich allen bewusst. Dennoch sei dies im Alltag nicht immer so einfach umzusetzen: „Wir verletzten die Regeln der Interaktionsgerechtigkeit am meisten im Konflikt. Und zwar insbesondere dann, wenn Konflikte auf dem Erleben von Ungerechtigkeit basieren, denn alle Parteien fühlen sich im Recht.“ Dieses pluralistische Gerechtigkeitserleben zu durchschauen, sei eine wichtige Aufgabe in polarisierten Debatten. Sie setzt sich deshalb für eine breite Vermittlung zentraler Kompetenzen der gegenseitigen Verständigung ein: „Es wäre hochinnovativ, Mediationskompetenzen, eine Psychologie der Verständigung, als Basiskompetenz in der Gesellschaft zu verbreiten.“ Dies ist zentrales Ziel des dtec-Projekts „Konflikt und Kommunikation“.

Vincent Schäfer (links) und Prof. Dr. Claudia Paganini (rechts) sehen die aktuelle Berichterstattung über die "Letzte Generation" kritisch.

Dysfunktionaler Journalismus?

Gerade an diesem Punkt sieht die Medienethikerin Professorin Dr. Claudia Paganini von der Hochschule für Philosophie im derzeitigen Journalismus ein Problem. Es sei die Aufgabe des Journalismus, der Gesellschaft genügend Informationen für das Funktionieren einer demokratischen Öffentlichkeit – eines Diskurses – zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich erlebe sie den Journalismus mit Blick auf den Klimaaktivismus als dysfunktional: „Der aktuelle Zustand im Umgang mit der Letzten Generation ist inakzeptabel in einer Gesellschaft, in der wir ein inklusives Verständnis von Gerechtigkeit und von Frieden haben. Hier wäre es speziell Aufgabe der Presse, Hassrede und Diffamierungen aktiv entgegenzuwirken“, erklärte sie.

Gereizte Debatte

Ihrer Einschätzung schloss sich Vincent Schäfer Philosophiestudent und Klimaaktivist an. Er erlebt die Debatte um die „Letzte Generation“, der er angehört, sowohl medial als auch gesellschaftlich als äußerst gereizt. Die Aktionen der „Letzten Generation“ polarisieren, was jedoch auch das Ziel der Aktivist:innen sei, wie er erläutert: „Die Letzte Generation sorgt mit ihrem nervigen und unignorierbaren Protest für eine Spannung, die sich nicht einfach auflösen lässt, indem hehre Ziele für die ferne Zukunft formuliert werden. Ja, unsere Aktionen polarisieren. Aber genau dadurch bringen sie zum Ausdruck, wie katastrophal unser gegenwärtiger klimapolitischer Kurs ist.“

Dr. Marco Bertolaso (rechts) brachte seine praktischen Erfahrungen aus dem Journalismus in die Veranstaltung mit ein.

Journalismus als Balance-Akt

Dr. Marco Bertolaso, Nachrichtenchef des Deuschlandfunks, sieht in den vielfältigen Anforderungen, die an den Journalismus herangetragen werden, jedoch ein Problem. Zunehmend würde, von vielfältigen Interessensgruppen – nicht nur aus dem Bereich des Klima-Aktivismus – von den Medien verlangt, Farbe zu bekennen. Dies erfordere einen sensiblen Balance-Akt: „Ich glaube, dass die Medien, die sich für einen Erhalt des freiheitlich-demokratischen rechtstaatlichen Systems einsetzen (sollen), dass die sich in einer prekären Randständigkeit befinden: Einerseits sollen sie das System stabilisieren, andererseits dürfen sie jedoch nicht Teil des Systems werden.“ Außerdem muss differenziert werden: Vorwürfe an „die Medien“ müssten hier genauer benannt werden, denn nicht alle Medien berichten im gleichen Umfang und auf dieselbe Art und Weise.“ 

Insgesamt verfolgten rund 60 interessierte Gäste, darunter auch viele Studierende der Universität der Bundeswehr, der Hochschule für Philosophie und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt die Podiumsdiskussion und beteiligten sich nach Öffnung des Gesprächs für das Publikum rege an der Debatte. Die Veranstaltung bewies damit eindrücklich: Meinungsvielfalt muss nicht negativ sein – im Gegenteil kann sie zu einer Öffnung der Perspektiven führen und ein reges, lebendiges Miteinander zur Folge haben. Die Veranstaltung bot beispielhaft einen Raum, in dem verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Positionen stellvertretend für die verschiedenen Pole in der Gesellschaft ins Gespräch kommen konnten; dies wurde sowohl von den Teilnehmenden auf dem Podium und als auch im Plenum begrüßt.

Alle Bilder Copyright © HFPH/ K. Kleiß

acatech am Dienstag: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk – Chancen und Risiken in der digitalen Welt

Foto von Maxim Hopman auf Unsplash

Daten zur Veranstaltung:

Wann? Dienstag, 27. Juni 2023, 19:00-20:30 Uhr

Wo? Hochschule für Philosophie München, Kaulbachstraße 31/33, 80539 München; Aula

Wer? Eine Kooperationsveranstaltung von acatech und zem::dg

Worum es geht

Der digitale Wandel verändert die Medienlandschaft und fordert auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in vielerlei Hinsicht heraus: von der Neuorganisation redaktioneller Produktionsprozesse, um auch digitale Plattformen zu bespielen, über die fortlaufende Entwicklung neuer digitaler Formate, insbesondere mit Blick auf junge Zielgruppen, bis hin zu Strategien für die Verbreitung von Inhalten (Content-Distribution) auf Social-Media-Plattformen von Drittanbietern – um nur einige Bereiche zu nennen.

Welche Chancen und welche Risiken liegen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im digitalen Wandel? Welche Leistungen kann und sollte er in einem digitalen Medienumfeld übernehmen, das stark von großen kommerziellen Plattformunternehmen und ihren Algorithmen geprägt ist, und in dem Desinformation eine immer größere Rolle spielt? Auf diese Fragen sollen Antworten aus Forschung und Praxis gegeben werden.

Veranstaltungsplan

Begrüßung:
Prof. Dr. Johannes Wallacher
Hochschule für Philosophie München / acatech Mitglied


Podium:
Prof. Dr. Christoph Neuberger
Freie Universität Berlin und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft / acatech Mitglied

Prof. Dr. Annika Sehl
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt und Co-Leiterin des Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft (zem::dg)

Stefan Primbs
Redakteur und Social Media Experte, Bayerischer Rundfunk

Bianca Taube
Produktleitung News WG, Bayerischer Rundfunk

 

Moderation:
Prof. Dr. Claudia Paganini
Hochschule für Philosophie München und Co-Leiterin des Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft (zem::dg)

Polarisierte Debatten: Was soll Journalismus leisten?

Daten zur Veranstaltung:

Was?  Podiumsdiskussion

Wann? 12. Juni 2023; 18:30-20:30 Uhr

Wo? Hochschule für Philosophie München, Kaulbachstraße 31/33, 80539 München; Aula

Wer? Eine Kooperationsveranstaltung des zem::dg und der Professur für Innovation im Journalismus der Universität der Bundeswehr München.

Worum es geht

Ob LGBTQ- und Geschlechtergerechtigkeit, Flucht und Migration oder Klimawandel – Bei zahlreichen aktuellen Themen gehen die Meinungen in der Gesellschaft auseinander. Nicht selten führt dies nicht nur zu kontroversen Debatten, sondern auch zunehmenden Abgrenzungen und gegenseitigen Abwertungen bis hin zu verbaler und physischer Gewalt. Doch was bedeuten solche polarisierten Debatten für den Zusammenhalt der Gesellschaft? Und welche Rolle spielt der Journalismus dabei bzw. welche Rolle sollte er aus ethischer Sicht spielen? Kann und sollte Journalismus eine Brückenfunktion zwischen den Fronten einnehmen? Oder kann und soll er neutral bleiben?

Diese Fragen wollen wir bei unserer Abendveranstaltung aus wissenschaftlicher und praktischer Perspektive diskutieren. Insbesondere geht es bei der Podiumsdiskussion auch darum, zu hinterfragen, wie Journalismus seine gesellschaftliche Rolle angesichts polarisierter Diskurse wahrnehmen kann.

Gemeinsam mit unseren Gästen werden wir in einen Dialog treten und so Raum für einen regen Austausch und unterschiedliche Positionen schaffen. Dazu haben wir Dr. Marco Bertolaso, Nachrichtenchef des Deutschlandfunks, Prof. Dr. Elisabeth Kals, Professorin für Sozial- und Organisationspsychologie, sowie Vincent Schäfer, Philosophiestudent und Klimaaktivist, eingeladen.

Die Perspektiven

Dr. Marco Bertolaso wird seine Perspektive auf die Aufgabe des Journalismus in Zeiten diverser Polarisierungsprozesse darstellen und dabei insbesondere die Klimaberichterstattung in den Blick nehmen. Prof. Dr. Elisabeth Kals wird den Diskurs aus psychologischer Perspektive einordnen und ihre Erfahrungen im Umgang mit polarisierten Diskussionen teilen. Dazu stellt sie Methoden für einen konstruktiven Umgang mit Konfliktsituationen vor. Vicent Schäfer berichtet aus der Sicht des Klimaaktivisten über das Zusammenspiel von Aktivismus und Journalismus.

Die Diskussion wird von Prof. Dr. Claudia Paganini, Professorin für Medienethik an der Hochschule für Philosophie München, Prof. Dr. Annika Sehl, Professorin für Journalistik mit Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt fachlich eingeordnet. Sie werden in die Diskussion mit kurzen inhaltlichen Inputs einführen. Die Diskussion wird von Prof. Dr. Sonja Kretzschmar, Professorin für Innovation im Journalismus der Universität der Bundeswehr München moderiert.

Seien Sie dabei und diskutieren Sie mit uns darüber, welche Rolle Journalismus in der heutigen Gesellschaft spielen sollte und wie wir uns in einem polarisierten Diskurs verhalten können. Wir freuen uns auf Sie!

Auf dem Podium:

Dr. Marco Bertolaso

ist seit 2007 Nachrichtenchef des Deutschlandfunks. Er hat Politik, Geschichte und Philosophie in Köln, Bonn, Paris und Oxford studiert. Nach dem Zivildienst im Bereich Flüchtlingshilfe und einigen Jahren als Assistent eines Bundestagsabgeordneten folgten die Anstellung beim Deutschlandfunk und eine berufsbegleitende Promotion in Neuerer Geschichte. In den vergangenen Jahren hat er sich mit dem digitalen Medienwandel und den Folgen für die westlichen Demokratien beschäftigt. In diesem Zusammenhang steht auch ein Forschungsaufenthalt als ‚Journalist in Residence‘ am ‚Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin‘ (2020) und die Buchveröffentlichung ‚Rettet die Nachrichten – Was wir tun müssen, um besser informiert zu sein‘ (2021).

 

(Foto: Bettina-Fürst Fastré)

Prof. Dr. Elisabeth Kals

ist Professorin für Sozial- und Organisationspsychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Ziel ihres wissenschaftlichen Wirkens ist es, psychologische Forschung für die Praxis nutzbar zu machen. Dazu deckt sie ein breites Spektrum an psychologischen Forschungsschwerpunkten ab. Hierzu gehören die Analyse und Lösung privater, organisatorischer und gesellschaftspolitischer Konflikte, Fragestellungen der Gerechtigkeits- und Emotionspsychologie in vielfältigen gesellschaftlich relevanten Handlungskontexten sowie die Erforschung der motivationalen Grundlagen menschlichen Handelns und Entscheidens, wie die Motive freiwilliger sozialer Engagements.

Prof. Dr. Sonja Kretzschmar

ist Professorin für Innovation im Journalismus. Sie promovierte in Journalistik und arbeitete mehrere Jahre als Journalistin, vor allem bei den Tagesthemen in der Redaktion von ARD Aktuell. Nach Stationen an der Universitäten Erfurt, Münster, Leipzig, der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen und der University of Southern California, LA, wurde sie an die Universität der Bundeswehr München berufen. Dort ist sie Prodekanin der Fakultät Betriebswirtschaft und im Studiengang Management und Medien für die Medienethik zuständig. Sie leitet das internationale Forschungsprojekt „Media for Peace“, das im Rahmen des dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung gefördert wird und sich auf ethisch nachhaltigen und friedensfördernden Journalismus fokussiert.

Prof. Dr. Claudia Paganini

ist Inhaberin der Professur für Medienethik an der Hochschule für Philosophie München. Nach einer Promotion in Kulturphilosophie arbeitete sie einige Jahre als Journalistin und Pressesprecherin. Nach ihrer Habilitation im Bereich der Medienethik war sie als Gastdozentin an den Universitäten von Mailand, Athen, Zagreb und Limerick tätig. Neben der Medienethik forscht sie auch zu Fragen der Bioethik bzw. in grenzübergreifenden Themenfeldern. Sie ist Sprecherin der DGPuK Fachgruppe „Kommunikations- und Medienethik“, Koordinatorin des Netzwerks Medienethik, Co-Leiterin des zemdg und Mitglied in verschiedenen Ethikkommissionen.

Vincent Schäfer

ist 20 Jahre alt und studiert in München Philosophie. Seit vergangenem Jahr engagiert er sich als Aktivist bei der Letzten Generation. In Folge der Teilnahme an (friedlichen) Straßenblockaden war er über Weihnachten und Silvester für 15 Tage in der JVA-Stadelheim inhaftiert. Seit 2023 ist er als Referent tätig und publiziert zu Fragen von Klimapolitik und Klimaaktivismus.

 

Prof. Dr. Annika Sehl 

Inhaberin des Lehrstuhls für Journalistik mit dem Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und Co-Leiterin des Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft (zem::dg). Research Associate des Reuters Institute for the Study of Journalism der University of Oxford. Chair der Journalism Studies Division der International Communication Association (ICA).

Forschungsschwerpunkte: Kommunikationswissenschaft und Journalismusforschung (insbesondere zu öffentlich-rechtlichen Medien, digitalem Wandel, Journalismus und gesellschaftlichen Konflikten, Partizipation im Journalismus, Normen und Werten, international vergleichende Forschung).

 

(Foto: Christine Blohmann, Die Hoffotografen Berlin)

 

In Kooperation mit:

Kinovorführung mit anschließender Podiumsdiskussion zum Dokumentarfilm „Mein gestohlenes Land“

Daten zur Veranstaltung:

Was?  Filmvorführung mit anschließender Podiumsdiskussion

Wann? 16. November 2022, 18:30 Uhr

Wo? Monopol-Kino München, Schleißheimer Str. 127, 80797 München

Eintritt? 10,50 €

Filmvorführung mit Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Rüdiger Funiok und Frauke Ihnen-Beilhack.
Moderiert von Stefan Kosak

Infos zum Film:

MEIN GESTOHLENES LAND handelt von Chinas massivem Hunger nach natürlichen Ressourcen und davon, wie aggressiv China während des letzten Jahrzehnts vorgegangen ist, um Zugang zu diesen Ressourcen in Afrika und Lateinamerika zu erhalten. China stellt keine „schwierigen Menschenrechtsfragen“ und hat kein Problem im Umgang mit autoritären Regimen. MEIN GESTOHLENES LAND führt uns nach Lateinamerika, in ein Land mit immensen natürlichen Ressourcenreserven, unberührter Natur und einer korrupten Führung: Ecuador.

Das Land ist jetzt gelähmt mit den meisten chinesischen Schulden in Lateinamerika! Wir treffen Paul Jarrin, der den indigenen Widerstand gegen die Ausbeutung seines Landes anführt. Es ist ein bewaffneter Kampf gegen chinesische Bergbauunternehmen, die Uran fördern und Söldner einsetzen, um Paul und seine Freunde zu töten. China nutzt (und bezahlt) die ecuadorianische Regierung, um das Land in eine seiner neuen Kolonien zu verwandeln, nachdem das Land durch eine Reihe korrupter und habgieriger Verträge von Krediten abhängig gemacht wurde. Pauls Gruppe gelingt es, die chinesische Mine zu stürmen. Als der Journalist Fernando Villavicencio Zugang zu TAUSENDEN von Geheimverträgen zwischen China und Ecuador erhält und diese Verschwörungen und Abhängigkeiten aufdeckt, will die Regierung auch ihn zum Schweigen bringen.

Der Film folgt beiden Männern, die wichtige Schlachten gegen eine Supermacht gewinnen, aber der Krieg geht weiter… MEIN GESTOHLENES LAND zeigt den Beginn einer neuen Weltordnung: Die Übernahme eines ganzen Landes zur rücksichtslosen wirtschaftlichen Ausplünderung.

 

Auf dem Podium:

Frauke Ihnen-Beilhack

Frauke Ihnen-Beilhack

studierte Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Verschiedene Filmprojekte führten sie u.a. nach Washington, South Carolina, Tel Aviv und einmal rund um die Welt an Bord eines Ozeanriesen. Ihre Filme „Stadlfreunde“ und „Für die Dauer eine Reise“ liefen u.a. auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken, dem DOK.fest München und im Bayerischen Fernsehen. Bei der „Nonfiktionale – Festival des dokumentarischen Films“ in Bad Aibling ist sie in der Programmauswahl und als Co-Leitung des Kinderprogramms tätig. Seit fünf Jahren lehrt sie an der Universität der Bundeswehr in München Produktion von audiovisuellen Beiträgen und Medienethik.

(Bildnachweis: Benjamin Mayer)

Prof. Dr. Rüdiger Funiok

war Leiter des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Erwachsenenpädagogik und Professor für Pädagogik und Kommunikationswissenschaft an der Hochschule für Philosophie in München.  Insbesondere seine Konzepte zu einer verantwortungsethischen Perspektive auf die Medien, zur Publikumsethik sowie seine interdisziplinären Arbeiten zur Schnittmenge von Medienethik und pädagogischen Fragen prägen noch heute den Fachdiskurs.

Bis Januar 2022 war er verantwortlich für die Studentenseelsorge auf dem Campus der Hochschule für Philosophie und im Newman-Haus. Heute ist er verantwortlich für das Ausbildungszentrum der Jesuiten in München.

Moderation: Stefan Kosak

ist wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Medienethik der HFPH München und am Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft (zem::dg). Dort ist er seit Oktober 2022 in den Bereichen Projektkoordination und Öffentlichkeitsarbeit tätig.

Er hat von 2013 bis 2016 Philosophy & Economics an der Universität Bayreuth studiert und im Anschluss das konsekutive Masterstudium an der HFPH München mit dem Schwerpunkt Ethik & Gesellschaft absolviert.
Derzeit promoviert er bei Prof. Claudia Paganini an der HFPH München mit einer Arbeit zur ethischen Dimension der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie von Michael Polanyi. Hiermit verbundene Interessenschwerpunkte sind die aristotelische Tugendethik, Theorien des politischen Liberalismus sowie Grenzfragen zwischen Philosophie und Ökonomie.

Einladung zur Abendveranstaltung: Wer darf was? Die Spielregeln des Journalismus im Diskurs.

Ein Gespräch mit Vertretern der Presseräte in Deutschland und Österreich

Die wichtigsten Infos auf einen Blick:

Wann? 24. November 2022, 19:30 Uhr
Wo? Aula der Hochschule für Philosophie München, Kaulbachstraße 31/33, 80539 München (U-Bahn-Haltestelle Universität)
Preis: Die Veranstaltung ist kostenfrei

Bild: Die Abendveranstaltung findet in der Aula der Hochschule für Philosophie statt.

Worum geht es bei der Veranstaltung?

Was ist im Journalismus erlaubt – was nicht? Dieser Frage geht die Abendveranstaltung „Wer darf was? Die Spielregeln des Journalismus im Diskurs“, die das Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft (zem::dg) am 24. November 2022 an der Hochschule für Philosophie München veranstaltet, nach. Für eine fundierte Praxisperspektive sorgen an dem Abend die beiden geladenen Gäste: Dr. Klaus-Peter Andrießen ist Vorsitzender des Beschwerdeausschuss II des Deutschen Presserats; Dr. Alexander Warzilek ist Geschäftsführer des Österreichischen Presserats. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Claudia Paganini, Leiterin des zem::dg und Professorin für Medienethik an der Hochschule für Philosophie München.

 

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion schildern die beiden Praxisexperten, wie in den Presseräten jeweils über neue Richtlinien entschieden wird, an welchen ethischen Leilinien sich Journalist:innen orientieren können, wie mit Beschwerden umgegangenen wird. Die Abendveranstaltung verspricht neben interessanten Hintergrundinformationen zur Arbeit der Presseräte auch spannende Einblicke in aktuelle Fälle und Diskurse zu geben.

 

Neben Praxiseinblicke zur Arbeitsweise des Deutschen und Österreichischen Presserates und der Diskussion von aktuellen Fällen der freiwilligen Selbstkontrolle, erwarten Sie die Verabschiedung unseres langjährigen Leiters Prof. Dr. Klaus-Dieter Altmeppen, die Begrüßung seiner Nachfolgerin Prof. Dr. Annika Sehl.

 

Veranstaltungstipp: Diskursmacht – Wissen – Teilhabe

Workshop & Roundtable

Alle Infos rund um die Veranstaltung:

Termin Workshop: Donnerstag, 01. Dezember 2022, 9:30 Uhr
bis Freitag, 02. Dezember 2022, 14:30 Uhr
Termin Roundtable: Donnerstag, 01. Dezember 2022, 19:00-21:00 Uhr
Veranstaltungsort: Hochschule für Philosophie München,
Kaulbachstraße 31/33,
80539 München
Link zur Anmeldung: https://eveeno.com/epistemisch

Hinweis: Der Workshop zur Veranstaltung findet auf Englisch statt; der Roundtable auf Deutsch.


Worum es bei der Veranstaltung geht:

Fotos von Anna Shvets

Die Frage danach, welche Rolle Wissen und Wissenschaften für eine sozial gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft spielen, ist sowohl in der philosophischen Debatte als auch im Diskurs benachbarter Disziplinen hochaktuell. Dabei geht es neben den Faktoren gelingender Transformationsprozesse auch darum, inwiefern Strukturen der Wissensgenerierung und -kommunikation selbst gewaltförmig sind. In welcher Form treten Zugangsbeschränkungen des philosophischen Diskurses auf und sind diese Limitierungen gerechtfertigt oder wurzeln sie in rassistischen, sexistischen und klassistischen Vorurteilen?

Welche Rolle spielt epistemische Gewalt in der Philosophie?

Während die praktische und interkulturelle Philosophie sowie das transformative Forschen Ansätze bieten, Universalismen zu hinterfragen und Othering offenzulegen, liefert die Medienethik ein Verständnis dafür, wie Master- und Basisnarrative gesellschaftliche Wahrnehmung von Wissen(schaft) prägen. Es stellt sich jedoch die Frage, wie auch solche Praktiken epistemische Gewalt ausüben und sich dadurch der Vision von mehr Teilhabe und sozialer Gerechtigkeit versperren. Exkludierende Zugangsbeschränkungen, starre Disziplingrenzen und traditionelle Personalpolitik sind eine erste Rangliste von Beispielen eines in sich verschränkten Machtgefüges, in das die Philosophie verstrickt ist.

Weitere Informationen zum Veranstaltungsprogramm finden Sie

Bewerbung bis zum 26.8. möglich: Promotionskolleg „Zeichen der Zeit lesen: Disruptionen – Transformationen – Evolutionen“

Die Ausschreibungsfrist für das Promotionskolleg „Zeichen der Zeit lesen“ wurde verlängert! Das Promotionskolleg wird von der Kooperationspartnerschaft der Katholischen Hochschulen Bayern, in deren Kontext auch das zem::dg steht, angeboten. Derzeit werden bis zu zehn Plätze zur Promotion vergeben.  Einreichungen sind noch bis zum 26. August 2022 möglich!

Die ideelle und finanzielle Förderung erfolgt durch die Hanns-Seidel-Stiftung. Die Stipendien werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert, die den dreizehn bundesweit arbeitenden Begabtenförderwerken zur Unterstützung begabter und gesellschaftlich engagierter Doktoranden zur Verfügung gestellt werden.

Die Ausschreibung richtet sich vorzugsweise an Absolventinnen und Absolventen geistes-, kultur-, bildungs-, gesundheits- und sozialwissenschaftlicher Studiengänge. Ausdrücklich sind auch Absolventinnen und Absolventen von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zur Bewerbung eingeladen. Im Rahmen einer Aufnahme umfasst das Programm auch Veranstaltungen zur wissenschaftlichen Karriere sowie Angebote zur Profilbildung in Verantwortung der federführenden Hochschule im Rahmen des Bund-Länder-Programms „FH-Personal“. Die Betreuung erfolgt im Tandem zweier Professorinnen/Professoren der beteiligten Hochschulen. Das Promotionskolleg arbeitet auf Deutsch, die Dissertation kann auch in englischer Sprache eingereicht werden. Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftige schriftliche Bewerbung.

 

Folgende Unterlagen sind in einem PDF-Dokument einzureichen:

  • Motivationsschreiben (max. 2 Seiten)
  • Lebenslauf und Zeugnisse
  • Kurzexposé für die Dissertation: ca. 5 Seiten plus Abstract von ca. 250 Wörtern und Literaturangaben
  • ggf. Nachweis hinreichender Deutschkenntnisse

Der Ukraine-Krieg: Medienethik im Fokus

Daten zur Veranstaltung:

Was?  Podiumsdiskussion mit Filmvorführung

Wann? 07. Juni 2022; 19:00-21 Uhr

Wo? Hochschule für Philosophie München; Aula

Wer? Eine Veranstaltung der Professur für Medienethik der Hochschule für Philosophie München und der Professur für Innovation im Journalismus der Universität der Bundeswehr München.

Die Bilder von Butscha sind uns in Erinnerung, und der Ukraine-Krieg mit seinen verstörenden Bildern erreicht jeden von uns auf einer Vielzahl von medialen Kanälen. Welche neuen Herausforderungen entstehen durch einen digitalisierten Krieg, der quasi live verfolgt werden kann? Wer trägt die Verantwortung für Kriegsbilder auf TikTok und Instagram, die Kinder und Jugendliche ungefiltert erreichen? Wie können Journalisten in dieser Situation verantwortlich berichten? Welche neuen Fragen stellen sich, nach Bildern von Leid und deren Publikation? Oder ergeben sich durch die Digitalisierung auch neue Optionen, um ethisch verantwortungsvoll, konstruktiv und friedensfördernd zu berichten?
Diese Diskussion wollen wir mit unseren Podiumsgästen aus der journalistischen Praxis führen. Die Gäste argumentieren aus unterschiedlichen journalistischen Perspektiven.

Auf dem Podium:

Dr. Susanne Glass

Die Politologin Susanne Glass ist stv. Redaktionsleiterin Ausland und politischer Hintergrund beim Bayerischen Rundfunk. Von Januar 2016 bis Dezember 2021 leitete sie als Chefkorrespondentin das ARD-Studio Nahost in Tel Aviv. Zuvor war sie 16 Jahre lang verantwortlich für die ARD-Berichterstattung über Österreich und Südosteuropa. Von 2006 bis 2016 war sie zudem Präsidentin des Auslandspresse-Verbandes in Wien. Sie ist Mitbegründerin des europäischen Mediengipfels in Lech am Arlberg und des europäisch-israelischen Media-Summit in Tel Aviv. Für ihre Berichterstattung und Reportagen erhielt sie diverse Preise und Auszeichnungen.

Lars Langenau

Lars Langenau, Jahrgang 1969, geboren in Hannover, ausgebildeter Lehrer. Nach Studium in Frankfurt am Main verschlug es ihn über Stationen bei der Frankfurter Rundschau, Spiegel, ddp und Bloomberg TV in London zum Volontariat bei der SZ – und im Anschluss nach Hamburg. Nach drei Jahren im Politikressort von Spiegel Online kam er über einen Zwischenstopp im Bildungsministerium in Kiel Anfang 2007 wieder nach München. Nach acht Jahren als Homepage-Chef wurde er Autor der Serie „ÜberLeben“, aus der ein gleichnamiges Buch entstand. Jetzt ist er Redakteur und Moderator beim Podcast-Team der Süddeutschen Zeitung, da vor allem beim tagesaktuellen Format „Auf den Punkt“. Seit sechs Jahren zudem Dozent für Medienethik in der Praxis an der LMU, Fachbereich Kommunikationswissenschaften.

 

Prof. Dr. Claudia Paganini

ist Inhaberin der Professur für Medienethik an der Hochschule für Philosophie München. Nach einer Promotion in Kulturphilosophie arbeitete sie einige Jahre als Journalistin und Pressesprecherin. Ihre Habilitationsschrift zur Medienethik, für die sie mit dem Pater Johannes Schasching SJ-Preis ausgezeichnet wurde. Neben der Medienethik forscht sie auch zur Medizin-, Tier-, und Umweltethik. Sie ist Mitglied der Ethikkommission der Medizinischen Universität Innsbruck sowie der Kommission für Tierversuchsangelegenheiten des österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Wien.Prof

Prof. Dr. Sonja Kretzschmar

ist Professorin für Innovation im Journalismus. Sie promovierte in Journalistik und arbeitete mehrere Jahre als Journalistin, vor allem bei den Tagesthemen in der Redaktion von ARD Aktuell. Nach Stationen an der Universitäten Erfurt, Münster, Leipzig, der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen und der University of Southern California, LA, wurde sie an die Universität der Bundeswehr München berufen. Dort ist sie Dekanin der Fakultät Betriebswirtschaft und im Studiengang Management und Medien für die Medienethik zuständig. Sie leitet das internationale Forschungsprojekt „Media for Peace“, das im Rahmen des dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung gefördert wird und sich auf ethisch nachhaltigen und friedensfördernden Journalismus fokussiert.

Moderation

Frauke Ihnen-Beilhack

Frauke Ihnen-Beilhack

studierte Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Verschiedene Filmprojekte führten sie u.a. nach Washington, South Carolina, Tel Aviv und einmal rund um die Welt an Bord eines Schiffes. Ihre Filme liefen u.a. auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken, dem DOK.fest München und im Bayerischen Fernsehen. Bei der „Nonfiktionale – Festival des dokumentarischen Films“ in Bad Aibling ist sie in der Programmauswahl und als Co-Leitung des Kinderprogramms tätig. Seit sechs Jahren lehrt sie an der Universität der Bundeswehr in München.

(Bildnachweis: Benjamin Mayer)

In Kooperation mit:

Der Traum vom ewigen Leben

Veranstaltungstipp: Podiumsdiskussion mit unserer assoziierten Mitarbeiterin Kristina Steimer

Ewig leben! Wer möchte das nicht?
Die aktuellen Entwicklungen in Wissenschaft und Forschung scheinen den Traum vom ewigen Leben in greifbare Nähe zu rücken. Und doch: Wollen wir das wirklich – ewig leben?

Derart spannende Fragen stehen bei unserer Kooperationsveranstaltung „Der Traum vom ewigen Leben – Unsterblichkeitsutopien zwischen Hoffnung und Verzweiflung“ mit der Volkshochschule München im Fokus. Unsere assoziierte Mitarbeiterin Kristina Steimer wird gemeinsam mit dem Religionswissenschaftler Jochen Mündlein anhand von Filmbeispielen die philosophischen und ethisch-moralischen Dimensionen von Leben, Sterben und Tod in Kontext von Digitalität und aktueller Forschung nachgehen.

Die Podiumsdiskussion findet am 7. April 2022 von 19:00-20:30 Uhr an der Volkshochschule München (Einstein 28) statt. Anmeldung und weitere Infos hier:
https://www.mvhs.de/programm/philosophie-psychologie-religion.9262/O130025

Tipp: Für alle die an dem Abend nicht vor Ort sein können wird die Veranstaltung auch gestreamt. Anmeldung zur digitalen Teilnahme hier:
https://www.mvhs.de/programm/philosophie-psychologie-religion.9262/O130026