Die Zukunft von E-Learning – Digitale Medien an Schulen

Duolingo, Babbel, Tinycards, CrashCourse – das Angebot an Lernplattformen und internetbasierten Sprach-Apps ist riesig. Die Nutzerzahlen sprechen für eine hohe Popularität dieser Angebote. Wäre es da nicht möglich diese Popularität zu nutzen? Sollte man aus dieser Popularität lernen und durch E-Learning, also den Einsatz digitaler Medien in Lehrprozessen, diese zu fördern und zu verbessern? Denkbare Nutzungsfälle sind zum Beispiel der Schulunterricht und individuelle Förderung bei Lernschwächen. Bei aller notwendigen Sachkritik an Lerninhalten, spricht einiges dafür, der Option des E-Learnings nicht mit Scheu, sondern Neugierde zu begegnen.

Die Frage der Verbesserung von Lernangeboten durch digitale Medien wurde schon oft gestellt und war vielfach Anlass zur Untersuchung der Frage, wie effektiv digitale und mediale Lehr- und Lernangebote tatsächlich sind. Die Ergebnisse dieser Studien sind vielfältig und natürlich auf unterschiedlichste Fragestellungen bezogen, zeigen aber eine klare Tendenz, die den Schluss zulässt, dass die Einbindung digitaler Medien in Lehrkonzepte durchaus hohes Potenzial bietet.

Dabei kann nicht a priori und pauschal gesagt werden, ob E-Learning wirkt oder nicht. Die angemessenste und zugegebenermaßen auf den ersten Blick recht unbefriedigende Aussage wäre wohl: „Es kommt drauf an!“ Es gilt nämlich, eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen, die den Prozess und letztlich das Resultat beeinflussen.

Fürs Erste kann man sich dabei auf drei primäre Fragen konzentrieren:

  1. Welches Medium wird genutzt?
  2. In welchem Rahmen wird es genutzt?
  3. Von wem wird es auf Seiten der Lehrenden und Lernenden jeweils genutzt?

So kann es je nach Unterrichtskonzept förderlich sein, die Klasse, geschlossen oder in Gruppen (möglicherweise sogar als Wettbewerb), mit einem Videospiel zu konfrontieren, in dem es darum geht Aufgaben durch den Einsatz von erlerntem Fachwissen zu lösen und Fortschritte zu machen. In anderen Situationen bietet sich die Möglichkeit, Videomaterial in den Unterricht einzubeziehen, oder Lern-Apps zu verwenden, um Hausaufgaben aufzugeben.

Aus den Ergebnissen der Untersuchungen lassen sich einige Kriterien für die effektive Nutzung von E-Learning-Werkzeugen ableiten: Die genutzten Medien müssen altersgerecht entwickelt sein und den Fähigkeiten der Schüler entsprechen, diese also weder über-, noch unterfordern. Mittels adaptiv gestalteter Programme wäre es sogar möglich, gezielt auf den Fortschritt und die Stärken und Schwächen einzelner Schüler einzugehen und herauszufinden, wo Förderungsbedarf besteht und wo nicht. Direktes Feedback über die eigenen Leistungen nach jeder erfüllten Aufgabe hätte zudem positive Auswirkungen auf das Selbstwirksamkeitsempfinden der Schüler und somit auf ihr Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Wichtig ist bei all dem auch, dass darauf geachtet wird, dass die Lehrkraft mit dem Medium vertraut ist und in der Lage ist, souverän damit umzugehen.

Die mögliche Sorge, digitale Lehrmethoden könnten Lehrerinnen und Lehrer als Personen obsolet machen, sollte aber nicht aufkommen. Es geht weder darum, den Beruf des Lehrers abzuschaffen, noch den Schüler auf sich allein zu stellen.

Im Gegenteil: Ausgerechnet Blended Learning Ansätze, also eine Kombination aus digitalen Angeboten und Präsenz, Anleitung und Feedback von Lehr- und Fachkräften, haben sich als besonders wirksam erwiesen. Digitale Medien sollen dem Lehrenden also nicht die Arbeit abnehmen, sondern vielmehr dabei helfen, diese effektiver und facettenreicher zu gestalten.

Über das Didaktische hinaus hat die Verwendung von digitalen Medien insbesondere an Schulen den weiteren Effekt, dass sie dabei hilft, den „digital divide“, also die Kluft zwischen Jungen und Mädchen in der Nutzung und im Umgang mit digitalen Medien, weiter zu schließen. Die Nutzung von digitalen Medien in digitalen Lernformaten vermittelt Kompetenzen, die im Alltag und in späteren Situationen von entscheidender Bedeutung sein werden. So zum Beispiel in Ausbildung, Beruf oder im Studium, wo computergestütztes Arbeiten und Recherche mittels Onlinedatenbanken längst zum Standard gehören.

Letztlich handelt es sich bei Konzepten wie E-Learning und dem entsprechenden Einsatz digitaler Medien um ein äußerst komplexes und situationsabhängiges, aber auch ein äußerst vielversprechendes Themengebiet, für das es keine universell anwendbare Formel gibt.

Demnach sollte an diese Option mit Neugier und nicht mit Scheu herangegangen werden, um Angebote zu schaffen, die nicht nur neusten Stand der Technik entsprechen, sondern auch möglichst gute Ergebnisse in Aussicht stellen und realistische Perspektiven schaffen.

Nicolas Kanzleiter studiert im Masterprogramm Psychologie an der Hochschule Fresenius München und forscht zum Themengebiet ‚Digitalisierung‘, ‚Digitale Medien‘, ‚Psychologie‘ und ‚Bildung‘.

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