Wenn Science-Fiction Realität wird: Wie Roboter unseren Alltag verändern

Wie stellen wir uns Roboter vor? Der menschenähnliche Roboter, wie er im Film dominiert, ist in der Realtiät eher die Ausnahme ...

Wenn wir von Robotern sprechen, denken wir auch heute noch in erster Linie an Science-Fiction-Romane. Oder an mittelmäßige Hollywood-Streifen à la Terminator. Kein Wunder, dass die Hoffnungen und Befürchtungen, die dem Thema entgegenschlagen breiter nicht sein könnten: Während auf der einen Seite die diffuse Angst vor „Killermaschinen“, die die Existenz der gesamten Menschheit bedrohen könnten, vorherrscht, sieht die andere Seite Roboter als Heilsbringer, die die Menschheit von der Notwendigkeit der Erwerbsarbeit befreien.

Doch wie sieht die Realität tatsächlich aus?
Wohin könnten die Entwicklungen gehen?

Je nachdem, wie man den Begriff „Roboter“ definiert, sind Roboter schon heute in vielen Haushalten fester Bestandteil unseres Alltags: Vom „Rasenmäh-Roboter“ über den „Staubsauger-Roboter“ bis hin zum Kühlschrank, der bei Bedarf selbst Lebensmittel, die zur Neige gehen, nachbestellt, sind uns entsprechende Maschinen nicht fremd. Mit menschenähnlichen Robotern, wie wir sie aus Filmen oder Büchern kennen, haben diese (relativ einfachen) Geräte jedoch nicht viel zu tun. Vielleicht fällt es uns auch aus diesem Grunde so leicht, uns an ihre praktischen Funktionen zu gewöhnen.

Dass mit diesen so unscheinbaren Alltagshelfern durchaus größere ethische Fragestellungen einhergehen, verliert man dabei schnell aus dem Blick. Dabei sind zahlreiche Aspekte, wie etwa welche Daten durch die heimischen Roboter erhoben werden und was mit diesen geschieht/geschehen darf, bis heute nicht endgültig geklärt.

Auch in der Industrie – in der unter dem Stichwort „Arbeit 4.0“ oder „Industrie 4.0“ das Thema „Robotik“ ein Schlagwort geworden ist – haben und halten Roboter sukzessive Einzug. Automatisierung, Autonomisierung, Flexibilisierung und Individualisierung sind Kennzeichen der „Smart Factory“, die effizient und effektiv agieren und reagieren soll (Bendel, 2015, S. 750).

Die große Befürchtung, dass durch Industrieroboter und –anlagen sukzessive immer mehr Arbeitsplätze vernichtet werden, dominiert dabei immer wieder die Schlagzeilen. Umgekehrt können gerade in Arbeitsbereichen, in denen Arbeitskräfte fehlen, wie etwa dem Pflegesektor, Roboter eine deutliche Entlastung darstellen. Dass mit dem Einsatz von Robotern speziell im sozialen Bereich, in dem das zwischenmenschliche Miteinander von großer Bedeutung ist, jedoch auch nicht als Patentlösung angesehen werden kann und in der Umsetzung durchaus auch kritisch reflektiert werden muss, sollte dabei selbstverständlich sein (Beck, 2013, S. 7).

Sicherlich ist unser Eingangsbeispiel – der Roboter als „Killermaschine“ – sehr drastisch gewählt. Blickt man jedoch auf die aktuellen Entwicklungen im militärischen Kontext, wird deutlich, dass es gar nicht so sehr aus der Luft gegriffen ist. Drohnen, die ferngesteuert Ziele anvisieren können, stellen nur einen ersten Schritt hin zu einem vollautomatisierten Waffensystem dar. Derartige Entwicklungen werfen große ethische Fragestellungen auf, die es mit Blick auf den rasanten technischen Fortschritt zu diskutieren gilt (Weidlich, 2013, o. S.).

Dürfen Maschinen töten? Roboter und Moral

Das Einsatzgebiet von Robotern wird breiter – und dringt bis in unseren Alltag vor. Zudem werden Roboter und roboterähnliche Maschinen immer „intelligenter“. Künstliche Intelligenz, also Maschinen, die aufgrund von „Erfahrungen“ selbst lernen und ihre Handlungsabläufe anpassen können, sind bereits heute Realität. Doch was bedeutet das für moralische Fragestellungen? Können wir es zulassen, dass Maschinen über Leben und Tod entscheiden?

Mit dem selbstfahrenden Auto gelangten entsprechende Fragestellungen zunehmend in die Öffentlichkeit. Wie schwierig die Entscheidungen, um die es hierbei u. a. geht, zu treffen sind, wird etwa in dem Projekt „Moral Machine“ (http://moralmachine.mit.edu/hl/de) des Massachusetts Institute of Technology deutlich: Hier können Nutzer unterschiedliche Dilemmata, auf die selbstfahrende Autos treffen könnten, virtuell durchspielen. Im Anschluss an die eigene Entscheidung kann man sein Urteil mit dem von anderen Teilnehmer_innen vergleichen und diskutieren.

Selbstfahrendes Auto von Google. Von Michael Shick - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44405988

Eine andere Frage nach der Moral der Maschinen wirft u. a. das Stichwort „Roboterjournalismus“ auf. Schon heute werden Algorithmen dazu eingesetzt, um Sportnachrichten oder Börsenberichte zu verfassen. Doch wie steht es um Roboterjournalismus, wenn komplexere Inhalte berichtet werden sollen? Wie können Roboter entscheiden, welche Nachrichten für die Leser_innen, für die Gesellschaft wirklich relevant sind? Fragen wie diese zeigen, dass wir trotz all der technischen Potentiale, die mit den Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz einhergehen, Robotern – gerade wenn es um komplexere, ethische Fragestellungen geht – die Kompetenz der Entscheidungsfindung (noch) nicht zutrauen.

Doch was würde es umgekehrt bedeuten, wenn Roboter tatsächlich dazu in der Lage wären, moralische Entscheidungen zu treffen? Wie müssten wir mit Robotern in diesem Falle umgehen? Was wir in der Science-Fiction-Literatur unter dem Thema „Roboter-Rechte“ in naiver Faszination gelesen haben, müsste dann auch in der Realität zu diskutieren sein (Bendel, 2016, S. 189 ff.).

 

Veranstaltungstipp: International Research Conference Robophilosophy 2018

Bereits in diesem kurzen Abriss wurde deutlich, dass das Thema „Robotik“ zahlreiche Fragen aufwirft.

Welche konkreten Auswirkungen die Robotik auf die Gesellschaft haben kann, das wird auf der „International Research Conference Robophilosophy 2018 / TRANSOR 2018“ aus primär geisteswissenschaftlicher Sicht diskutiert. Aktuelle Forschungsergebnisse werden dort mit starkem Praxisbezug präsentiert.

So lauten die drei Hauptziele der Veranstaltung:

  • „present interdisciplinary Humanities research in and on social robotics that can inform policy making and political agendas, critically and constructively
  • investigate how academia and the private sector can work hand in hand to assess benefits and risks of future production formats and employment conditions.
  • explore how research in the Humanities, including art and art research, in the social and human sciences, can contribute to imagining and envisioning the potentials of future social interactions in the public space.“

Die Konferenz findet vom 14.-17. Februar 2018 an der Universität Wien statt.

Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie auf der Veranstaltungsseite der Universität Wien.

Die Moral der Maschinen

Rückblick auf den Katholischen Medienkongress 2017

„Es ist erst der Anfang …“, unter diesem Titel fand der Katholische Medienkongress Anfang dieser Woche in Bonn statt. Und der Titel war programmatisch: Nicht nur beschrieb er treffend die inhaltliche Fokussierung der einzelnen Panels; vielmehr schien er auch die Teilnehmenden dazu zu ermutigen, optimistisch in die Zukunft zu blicken, um die Digitalität wertestiftend mit zu gestalten.

Das wurde auch in unserem Panel deutlich. Das Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft war Pate des sehr gut besuchten Panel 3 „Die Moral der Maschinen“ und somit auch für dessen Gestaltung verantwortlich. Während Prof. Dr. Klaus-Dieter Altmeppen das Panel moderierte, bereicherte Prof. Dr. Alexander Filipović die Diskussion mit seiner philosophischen Perspektive auf das Thema. Neben den beiden Leitern des zem::dg trugen Nele Heise, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Referentin an der Universität Hamburg und Prof. Dr. Petra Grimm, Dozentin für Medienforschung und Kommunikationswissenschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart und Leiterin des Instituts für Digitale Ethik mit ihren Perspektiven zu einer differenzierten und praxisnahen Auseinandersetzung mit dem Thema bei.

"Welches Mediensystem haben wir und welches Mediensystem brauchen wir?"

Diese zentrale Frage beherrschte das spannende Gespräch sowie die Podiumsdiskussion. Denn dass es bei allem technischen Fortschritt immer auch um die Frage nach uns selbst und wie wir uns eine gute und lebenswerte Gesellschaft vorstellen geht, das stand im Zentrum all der vielfältigen und inspirierenden Stellungnahmen zum Thema. Algorithmen dominieren – in all ihrer Vielseitigkeit – immer stärker unser Leben. Das wirft wichtige ethische Fragestellungen auf. Diese Feststellung war bei allen Panel-Teilnehmern Konsens. Doch wie können und sollten wir hiermit umgehen? Können Algorithmen reguliert werden? Und was bedeuten Algorithmen für Begriffe wie „Medienkompetenz“ und „Medienbildung“? Dass gerade in diesem Bereich auch ein kreativer und produktiver Zugang hilfreich ist, betonte Nele Heise. Sie verwies hierzu exemplarisch auf die Projekte „Creative Gaming“ und „Jugendhackt“.

Das Panel zeigte auf, wie wichtig Transparenz, Datensicherheit und aber auch verantwortungsvolle Geschäftsmodelle der Medien- und Technologieanbieter sind. Dass die Kirchen als Impulsgeber hierbei eine wichtige Rolle spielen, wurde hier – aber auch bei den anderen Veranstaltungen des Kongresses – deutlich.

Es ist erst der Anfang – und noch haben wir die Möglichkeit, die Weichen zu stellen. Dass hierzu auch der medienethische Blick von zentraler Bedeutung ist, das betonte Reinhard Kardinal Marx in seinem Abschlusswort zum Kongress und nannte hierzu als positives Beispiel den Lehrstuhl für Medienethik in München.

Der Katholische Medienkongress 2017: Ein wichtiger Impulsgeber für mehr Sensibilität und Bewusstsein im Umgang mit den digitalen Medien.